Saline Werl e.V. saniert das Grabmal der Familie du Cornu

 

 

Im Folgenden lesen Sie einen Artikel des Soester Anzeigers vom 28.09.2024.

Das Grabmal der Familie "du Cornu" ist restauriert. Monika Dröge (rechts) sieht damit einen Herzenswunsch ihres verstorbenen Mannes Klaus-Peter erfüllt. Daran mitgewirkt haben Michael Prünte (Vorsitzender Saline Werl e.V.), Bernhard Sobbe (Steinwerkstatt), Reinhard Sauermann (Sachgebietsleiter KBW) und Jürgen Tschirch (Friedhofsgärtner, von rechts) Foto: Gerhard Bus

 

Der Zahn der Zeit nagte am über 100 Jahre alten Grabstein – und es schmeckte vermutlich salzig. Dass die Erinnerung an den letzten Direktor der Saline Werl bröckelte wie Salz im Stollen, schmeckte hingegen Klaus-Peter Dröge nicht. Und so hatte er sich stets gewünscht, dass die „Grabanlage du Cornu“ auf dem Parkfriedhof restauriert wird. Nun, fast zwei Jahre nach dem Tod des so sehr um die Erinnerung an die Salzbelange Werls bemühten Ehrenvorsitzenden des Vereins „Saline e.V.“, ist dieser Wunsch erfüllt: Die große Grabstelle ist frisch hergerichtet, die Steine restauriert. Eine Gemeinschaftsarbeit des Vereins „Saline Werl“ mit der Stadt, der Steinwerkstatt Sobbe und vor allem der Ehefrau von Klaus-Peter Dröge, Monika Dröge. „Das war ein Herzenswunsch meines Mannes“, sagt sie. „Denn er war der Salzgeschichte eng verbunden. Und ich glaube, er wäre sehr glücklich darüber.“

Bezahlt wurde das Projekt zu 100 Prozent aus Erträgen der noch jungen „Klaus-Dröge-Stiftung“. Diese hat die Förderung kulturellen Guts zum Zweck, vor allem die Förderung und den Erhalt der Werler Salzgeschichte sowie der Heimatpflege – einschließlich des Erhalts und der Pflege historischer Fahrzeuge, für die sich Dröge ebenfalls Zeit seines Lebens begeisterte.

Bei der großen Grabanlage du Cornu handelt es sich um die Ruhestätte des letzten Direktors der Salinen zu Werl und Neuwerk, Eduard du Cornu (1851 bis 1920), und seiner Ehefrau Marie du Cornu, geb. Noisten (1859 bis 1920). Die Eltern von Marie du Cornu sowie ein 1916 geborenes und verstorbenes Kind sind ebenfalls in der Gruft beigesetzt. „Das Hauptdenkmal sowie die drei kleineren Gedenksteine sind aus Ruhrsandstein, während die Einfriedung aus Buntsandstein gefertigt ist“, erläutert Diplom-Ingenieur Bernhard Sobbe, der gut zehn Tage lang mit der Restaurierung befasst war. Das Hauptdenkmal mit den zwei plastisch herausgearbeiteten Säulen sei dem Neoklassizismus zuzuordnen. Seine Inschriften sowie die der Gedenksteine seien als Keilschrift traditionell handwerklich in den Stein hineingearbeitet. Nur der Schriftzug „Familie du Cornu“ auf dem Hauptdenkmal sei erhaben aus dem Stein herausgearbeitet.

Mit vielen Verwitterungsschäden hatte sich die Steinwerkstatt auseinanderzusetzen. Bei den Reinigungs- und Aufbereitungsmaßnahmen hat Sobbe die teils stark verschmutzten Steinoberflächen mit einem Heißwasser-Druckstrahlgerät „behutsam“ gereinigt. Stellenweise sei eine Festigung brüchiger Steinsubstanz mithilfe von Kieselsäureester notwendig gewesen. Das zum Teil defekte Fugenwerk sei ausgebaut und erneuert worden, an Steinausbrüchen gab es Ergänzungen mit Restauriermörtel. Für die drei Gedenksteine, die zuvor gelegen hatten, wurden Sockelsteine aus Sandstein mit handwerklicher Oberflächenbearbeitung angefertigt. „Daraufhin können sie wieder aufrecht stehend versetzt werden“, sagt Sobbe.

Baustein einer Erinnerungskultur“

Dass all das nun fertig ist, freut Michael Prünte als Vorsitzendem von Saline e.V.. Der Verein sehe sich dem Ansinnen der Vereinsgründer – neben Klaus-Peter Dröge als späterem Vorsitzenden und Ehrenvorsitzenden waren das 1993 Dr. Hermann-Josef Koch und Roswitha Stoll-Tolkemit – verpflichtet. Die Restaurierung des Grabmals sei ein gutes Beispiel, wie ehrenamtliches Engagement Hand in Hand funktioniere, um die Salinengeschichte der Stadt in Erinnerung zu halten. „Da sind wir also Baustein einer Erinnerungskultur“, sagte Prünte. Der Verein hat rund 40 Mitglieder.

Ausdrücklich dankt der Vorsitzende auch der Stadt, die mitgewirkt und ihren Beitrag zur Unterhaltung der Grabstelle geleistet habe. Reinhard Sauermann (Sachgebietsleiter Grünflächen, Forst und Friedhof beim Kommunalbetrieb) erwähnte Prünte dabei ebenso wie Jürgen Staubach, den Chef des Kommunalbetriebs, und Gärtner Jürgen Tschirch. Die Pflege des Ehrengrabs im Bestand wird nun wieder Aufgabe des KBW sein.

Letzter Direktor der Salinen

Klaus-Peter Dröge hatte über das „Grab du Cornu“ einst selbst einen Aufsatz verfasst, der in der Broschüre „Parkfriedhof Werl – mehr als ein Ort der Trauer und Erinnerung“ erschienen ist: Das im Stil des Historismus gestaltete Grabmal des letzten Direktors der Salinen Werl und Neuwerk zeuge „von der Bedeutung und dem gestiegenen Selbstbewusstsein junger, aufstrebender Industriellenfamilien“, heißt es dort. Um die Bedeutung der Salzgewinnung für die Stadt und die Wertschätzung der 39-jährigen Tätigkeit des Salinendirektors zu würdigen, warf Dröge einen Blick in die Werler Salz-Geschichte.

Die älteste Art der Salzgewinnung im Werler Raum sei „vermutlich im bescheidenen Rahmen familiärer Kleinbetriebe“ erfolgt, mit Ziegelsäulen (Briquetagen) als Arbeitsgerät. „Diese Art der Gewinnung lässt sich in Werl bis in die vorrömische Eisenzeit verfolgen (ca. 800 v. Chr.).“ 1246 verlieh der Kölner Erzbischof einigen Werler Familien, den Salzkochern, das alleinige Recht der Salzgewinnung, so Dröge damals. „Es handelte sich zu Beginn um über 60 Familien, die sich als Erbsälzer bezeichnen durften.“ Die Salzgeschichte nahm ihren Lauf durch die Jahrhunderte. Am Stadtrand, aber noch innerhalb der Stadtmauern, entstanden auf dem späteren Salzplatz Siedehäuser und Vorläufer der späteren Dornen/Gradierwerke. Die „höchst professionelle Produktion“ entwickelte sich bis ins 18. Jahrhundert, fand laut Dröge „ihre Vollendung im 19. Jahrhundert unter Einsatz von Dampf-, Wind- und Wasserkraft als Energie-Quellen“.

Höhepunkt der Entwicklung: die von den Erbsälzern 1852 gegründete „Vereinigung der Hüttenbesitzer in Werl.“ Die Leitung habe damit allein in den Händen eines Direktors gelegen, der zugleich zuständig war für die Stadtsaline und die Salinen Höppe und Neuwerk. Der letzte von den Erbsälzern eingesetzte Direktor: Eduard du Cornu, Ende 1880 eingestellt. „Die Leistungen müssen außerordentlich gewesen sein, wird er doch bereits mit Wirkung vom 30. September 1881 auf Lebenszeit angestellt“, schrieb Dröge in seinem Aufsatz. Bereits im Januar 1883 sei er als Direktor tituliert worden. „Unter seiner Leitung erreichte die Jahresproduktion die stolze Zahl von 8 700 Tonnen im Jahre 1904 und damit den zweithöchsten Wert aller Westfälischen Salinen“, berichtet Dröge. 1919 wurde die Produktion der Werler Salinen eingestellt, sie war unwirtschaftlich geworden.

„Mit dieser Entscheidung endete die 39 Jahre umfassende und erfolgreiche Dienstzeit des Direktors Eduard du Cornu. Ebenfalls endete nach mehr als sieben Jahrhunderten die Salzproduktion der Werler Erbsälzer und damit die älteste Industrie Westfalens.“ Die Salzgewinnungsanlagen verfielen und wurden abgebrochen, im Zweiten Weltkrieg sei ein Teil der Anlagen durch Bomben vernichtet worden.

Mit dem Grabmahl aber bleibt eine Erinnerung lebendig an einen Mann, der die Salzgeschichte entscheidend beeinflusste. Und dafür, bilanziert Michael Prünte, müsse die Stadt Klaus-Peter Dröge „unendlich dankbar“ sein.
GERALD BUS


Eduard du Cornu

Salinendirektor Eduard du Cornu starb am 13. Februar 1920 um 21.30 Uhr in seiner Wohnung, Walburgisstr. 6, im Alter von 68 Jahren. Er wurde in Münster geboren, seine Eltern waren der Rendant August du Cornu und Anna Gross. Er war verheiratet mit Maria Noisten. Eduard du Cornu trat seinen Dienst als kaufmännischer Disponent, Buch- und Rechnungsführer am 10. Dezember 1881 an. 1883 wird er bereits Direktor genannt. Er hatte zwei Kinder: Eduard Philipp (1883 bis 1916), Gerichtsassessor in Hamm, und Maria Elise Friederika (1884 bis 1950). Sie heiratete 1911 in Werl den Fabrikbesitzer Karl Anton Felix Plesser aus Neheim. Es könnten also noch Nachkommen in Neheim leben, so heißt es in einem Eintrag des Stadtarchivs.